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Warum eigentlich „Esel“?

Warum eigentlich „Esel“?

Dass unser Verein LeseEsel heißt, hat seinen Grund. Es hat sogar gleich mehrere Gründe.

Auf den ersten Blick erschließt sich der Zusammenhang nicht. Esel sind pferdeartige Huftiere, die bereits vor rund 7000 Jahren in Ostafrika domestiziert wurden. Von dort gelangten diese Hausesel über Kleinasien nah Europa.

Das deutsche Wort Esel wurde aus der lateinischen Bezeichnung für diese Tierart asinus abgeleitet, deren Ursprung sich wiederum nach Kleinasien zurückverfolgen lässt. Vermutlich hatte die Bedeutung etwas mit der grauen Farbe der Tiere zu tun. Die Bezeichnung für bestimmte kleine Krabbeltiere, unsere Asseln, lässt sich nämlich ebenfalls aus dem Lateinischen, in diesem Falle der spätlateinischen Verkleinerungsform für Esel asellinus („Eselchen“), ableiten.

Aber was hat der Esel mit einem Verein zu tun, der sich Büchern und der Freude am Lesen widmet und diese Begeisterung auch weitergeben will? Immerhin scheitert bereits Till Eulenspiegel daran, dem Esel das Lesen beizubringen. Und damit haben wir bereits die erste Brücke vom Esel zum Lesen. Im 29. Kapitel der um 1510 erschienenen Eulenspiegel-Saga geht es darum, „wie Eulenspiegel in Erfurt einen Esel in einem alten Psalter lesen lehrte“ – und es ihm natürlich nicht gelang.

Aber sind Esel wirklich nur dumm und störrisch, wie uns der Volksglaube weismachen will? Oder eher genügsam, lernfähig, treu und bedacht, wie wir spätestens (auch hier wieder Literatur) aus der Bibel wissen („Bileam und die Eselin“, Buch Numeri, Kapitel 22)?

Der Verein LeseEsel e.V. hat seinen Sitz in Unna. Eine wichtige Symbolfigur (nicht das Wappenzeichen, wie die Stadt Unna immer wieder betont) ist der Esel. Angeblich wurden die Bürger von Unna im 19. Jahrhundert gerne als „Unna Esel“ bezeichnet – ein wenig ehrenwerter Neckname, den die Unnaer nutzten um sich im Wettbewerb mit anderen aufstrebenden Städten im benachbarten Ruhrgebiet eine „gleichermaßen eigensinnige wie sympathische Identifikationsfigur“ zu geben (aus dem Begleittext zur Ausstellung „Der Esel – viel mehr als Unnas Stadtsymbol“, 2021/22 im Hellweg Museum).

Esel waren bereits seit dem frühen achtzehnten Jahrhundert in Unna für den Transport von Salz häufig unterwegs. Damit haben Esel maßgeblich (neben den hart arbeitenden Menschen) zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beigetragen.

Grund genug, einen Verein mit Stammsitz in Unna, der sich zudem einer wichtigen kulturellen Angelegenheit widmet, mit dem Unnaer Esel in Verbindung zu bringen.

Es gibt jedoch noch einen zweiten Grund: das Wort LeseEsel (oder Leseesel) ist ein Palindrom, also ein Wort, das von hinten nach vorne gelesen gleichgeschrieben wird und gleichlautet, so als ob das Wort in der Mitte gespiegelt würde. Solche Wortpalindrome sind literarische Besonderheiten.

Und es gibt noch einen dritten Grund: wir, vom Verein LeseEsel e.V., nutzen unsere gemeinsame Stärke um stur und beharrlich unsere Mission zu verfolgen: Menschen zum Lesen zu animieren und das Buchtum aufrecht zu erhalten.

Frank Brandstätter